undsonstso #78
Themen
Freunde, Kollegas, Liebe Nachbarschaft,
zieht die frisch geputzten Schuhe an und weiht mit uns den neuen Fußboden der Betriebsküche Friedrichstadt ein. In unserer #78. Ausgabe bringen wir neue Nachbar*innen im hauseigenen Veranstaltungsraum miteinander ins Gespräch. Ein Wohnprojekt mit 16 Zahnbürsten und ein fünf-köpfiges Kreativstudio haben sich getraut: die einen decken ein gemeinsames Dach für mehr Austausch und Solidarität und die anderen kreieren eine Dachmarke für mehr Sichtbarkeit und Individualität. Am ersten Dezemberdonnerstag hören wir zwei ungewöhnliche Beispiele, wie man gemeinsam – ob privat oder beruflich – mehr erreichen kann als allein.
Wir freuen uns auf euch
Referenten
// kunet e.V.
Vor viert Jahren haben sie den Kaufvertrag unterzeichnet und seit April 2017 überweisen sie die Miete aufs gemeinsame Konto: 12 Erwachsene und vier Kinder bewohnen nun die 1955 erbaute ehemalige Betriebsküche der Deutschen Bahn in Dresden Friedrichstadt. Gemeinsam sanieren sie das Haus, beschäftigen sich mit Innendämmung, setzen Fenster ein, bauen eine Rollstuhlrampe, teilen ihren Appetit in der Gemeinschaftsküche und stellen der Nachbarschaft ihren hauseigenen Veranstaltungsraum für Kindergeburtstage, Vereinstreffen, Konzerte und Lese-Tage zur Verfügung. Wer nun die ehemalige Bahn-Kantine bewohnt, wird Mitglied im kunet e.V. – ‚kune‘ bedeutet auf Esperanto ‚zusammen‘ – und gehört zu einem der sechs in Dresden ansässigen Hausprojekte des bundesweit seit 20 Jahren agierenden Mietshäuser Syndikats.
Am Anfang stand die Idee, der Aufwertungslogik am Immobilienmarkt entgegen zu wirken und sozialverträglichen Wohnraum zu schaffen. Wie kann ein Haus ideell allen – und finanziell keinem gehören? Mittlerweile organisieren die Bewohner*innen der Betriebsküche Friedrichstadt #BKF sich in „AG Kasse“, „AG Miete“ und „AG Matinee“ und beraten sachsenweit GmbH-Gründungen zu Vermietung ohne Gewinnabsicht. Nachhangdarlehen, Vermögensanlagegesetz, Stammkapital und Solidarbeitrag statt Renditegedanke bilden fortan lautmalerische Einträge im BKF-Glossar.
// PULS 13 – netwerkfür strategie und kreation
Wie formiert man sich, ohne sich zu firmieren? Als selbst ernannte „freiberuflich Alleinkämpfende und Langzeit-Freelancer, die keine Lust mehr auf nur noch die eigene Suppe haben“ arbeiten fünf Dresdner Selbständige seit einem Jahr in zwei Büros – Neustadt und Friedrichstadt – zusammen. JedeR Einzelne verfügt hier über besondere Fähigkeiten im eigenen Bereich – Konzeption, Print, Online, Beratung und Template-Erstellung. Als gemeinsames Netzwerk PULS 13 bündeln die fünf Teammitglieder ihre Kompetenzen, um einer breiteren Kundenpalette individuellere Leistungen anbieten zu können.
Ein klarer Vorteil: Auf die Kompetenzen der anderen im Team zu vertrauen und sich somit selbst konkreter spezialisieren zu können. Zu Wünschen übrig lässt hingegen der branchenübliche Konkurrenzgedanke. „Wir brauchen das Verständnis von anderen, dass wir im gleichen Boot sitzen“, sagt Stephan Mitteldorf und beantwortet die Frage, ob man ohne Firmen-Eintrag bei öffentlichen Ausschreibungen im Nachteil sei, überraschend mit „Nein“.
Sie wechseln quartalsweise die Teamleitung und Sitzungsmoderation und gleichen ihre Preistabellen an. Ihre Steuererklärungen hingegen reichen sie weiterhin einzeln ein. Warum „nur“ ein Netzwerk und keine Firma? Wie organisieren sich fünf freie Kreativwirtschaftler*innen unter einer Dachmarke? Wie lange läuft es rund ohne Kooperations- oder Mietvertrag? Leuchtet die Firmierung weiterhin als Ziel in der Ferne? Am Donnerstag haben wir Gelegenheit, alle fünf einzeln zu hören und auf ihre Widersprüchlichkeit hin zu befragen.
Location
Die Betriebsküche Friedrichstadt (BKF) wird vom gleichnamigen Verein betrieben, dessen Mitglieder aktuell noch mit dem kunet e.V. deckungsgleich sind. Das wird sich bald ändern! Als Veranstaltungsraum für die Nachbarschaft sollen hier bald selbst organisierte Aktionen und Events aller Art stattfinden. Ob Kinder-Kleider-Tausch-Party oder Skat-Abend, private Geburtstagsfeier oder Wohnzimmerkonzert, Anwohner*innen und interessierte Personen oder Vereine finden hier einen Nachbarschaftstreffpunkt zum Mitgestalten. Barrierefrei zugänglich bieten Café und angrenzender Atelier-Raum samt Sanitäranlage eine gute Ausstattung für verschiedene Veranstaltungsformate.
Impressionen
© Gina Mross